Zeitungsberichte über das Buch

23.10.2010  Amberger Zeitung

An Front bekehrt

"Schrecklich, wenn es euch so ginge wie den Russen hier" - Zeilen wie diese schrieb Wehrmachtssoldat Josef R. im Juli 1942 von der russischen Front heim ins ferne Amberg per Feldpost. Briefe wie diesen, aber auch viele andere Quellen nutzte der ehemalige Gymnasialdirektor Günther Rambach für sein Buch "Hakenkreuz und Martinskirche - Schicksalsjahre in der Oberpfalz 1933 - 1959".

Zusammenhänge anhand des Schicksals eines 1944 an der Ostfront gefallenen Ambergers aufzuzeigen, das hatte sich Günther Rambach vorgenommen, als er in seine breit angelegten Recherchen einstieg. Herausgekommen ist alles andere als ein staubtrockenes Geschichtswerk, sondern spannend verfasster Lesestoff von der ersten Seite an.

Bei SA und SS

"Geschichte muss sich dem Leser einprägen", so Rambach. Ein Vorhaben, das ihm gelungen ist, nicht zuletzt weil er in seinen Tatsachenschilderungen bewusst emotionalisiert. Wie ein roter Faden zieht sich das Schicksal des Josef R. durch das Buch, jener junge Mann, der sich mit 18 in Amberg der SS anschloss und Musiker in Spielmannszügen von SS und SA war. Als der gelernte Glasschleifer aus einfachen Verhältnissen arbeitslos geworden war, wertete er es für sich als sozialen Aufstieg, wenn er sich in schwarzer SS-Uniform bei Veranstaltungen zeigen konnte.

Ein Gefühl, das sich sehr rasch legte, als Josef R. dieses Gewand gegen den Soldatenrock der Wehrmacht eintauschte und an der Front im Schützengraben lag. Welcher Wandel sich da in seinem Inneren vollzog, das berichtete er in über 500 Feldpostbriefen an seine Angehörigen.

Frustriert gefallen

Rambach sichtete all diese Schreiben und zitiert aus seinem Buch eindrucksvoll daraus.

So hieß es anfangs "...gehe ich morgen in den Kampf, um für deine und Deutschlands Zukunft zu siegen", später aber "Glaubst nicht, wie einem das Leben hier schon ankotzt". Im Juni 1944 fiel der Obergefreite bei Mogilew.

Wie unterdessen der Alltag im Nazi-Deutschland in Amberg aussah, das entnahm der Autor mehreren Archiven und Zeitungsausschnitten. Dabei reicht der Bogen von oberpfälzischen Geistlichen, die sich dem braunen Regime widersetzten, über demonstrierende Frauen, von denen einige ihr Mutterkreuz zurückgaben, bis hin zum heftig umstrittenen Oberbürgermeister Filbig, dessen Name heute noch für Gesprächsstoff sorgt.

Das Buch endet keineswegs mit dem Waffenstillstand 1945. Vielmehr widmen sich weitere Kapitel der Entnazifizierung und wie damit in Amberg umgegangen wurde. Es ist die Rede von Lebensmittelkarten und Hungerjahren, von liebenswürdigen Ordensschwestern im Kindergarten, von Filbigs Reden bei Volkstrauertagen, aber auch von militärischem Drill beim Turnunterricht und von sexueller Aufklärung auf Umwegen.

Der Autor

Buchautor Günther Rambach verbrachte seine Kindheit und Jugend in Amberg und studierte an den Universitäten Regensburg und München Geschichte, Germanistik und Soziologie.

Bereits in seiner Zulassungsarbeit für das Staatsexamen war die Geschichte der Oberpfalz beherrschendes Thema. Nach der Referendarausbildung in Regensburg unterrichtete Rambach 30 Jahre lang am Max-Reger-Gymnasium in Amberg die Fächer Deutsch, Geschichte und Sozialkunde, zuletzt als Studiendirektor und Fachbetreuer für Geschichte.

Sein Buch ist im Amberger Buchhandel sowie bei Amazon zum Preis von 19,80 Euro erhältlich. (ben)

Titelseite des Buches

 

Josef R. in SS-Uniform 1933

 

Mutterkreuz für kinderreiche Mütter

 

Domprediger Maier, Regensburg